Postoperative Wundinfektionen sind eine häufige Komplikation im Rahmen operativer Eingriffe. Sie führen nicht nur zu einer erhöhten Sterblichkeit und längeren Krankenhausaufenthalten sondern rufen auch enorme Kosten für das Gesundheitssystem hervor.
Schätzungen zufolge verursachen postoperative Wundinfektionen im deutschen Gesundheitssystem jährlich Kosten von bis zu 3 Mrd. Euro.1
Postoperative Wundinfektionen sind daher zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Das Stichwort “Patientensicherheit” findet sich insbesondere im Fokus, wenn es um postoperative Wundinfektionen in der Orthopädie geht.
Durch die weltweit steigende Zahl von Menschen mit Hüft- und Knieendoprothesen gilt das Implantieren künstlicher Gelenke bereits als Routineeingriff. Die SSI-Raten nach dieser Eingriffsart sind zwar vergleichsweise gering, allerdings steigert die zunehmende Häufigkeit auch die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen.
Die postoperative Wundinfektionsrate liegt bei Knieendoprothesen bei 0,5 % und bei Hüftendoprothesen zwischen 1 % und 3 %.2,3 Postoperative Wundinfektionen sind die häufigste Indikation für Revisionseingriffe im Bereich der Knieendoprothetik und liegen an dritter Stelle bei der Hüftendoprothetik. Dabei kann sich beispielsweise nach einer Hüftendoprothese die Dauer des Krankenhausaufenthaltes verdoppeln oder sogar verdreifachen. Bei einer Verweildauer von bis zu 28 Tagen entstehen daher signifikant höhere Kosten.
Patienten mit postoperativen Wundinfektionen nach Knieendoprothesen haben ebenfalls eine deutlich längere Verweildauer im Krankenhaus als Patienten ohne Infektion (bis zu 24 Tagen). Die durchschnittlichen Behandlungskosten für Patienten mit entsprechender Infektion belaufen sich auf $ 116.000 (100.000 €) gegenüber $ 28.000 (24.600 €) für Patienten ohne Infektion.4
Unbehandelt können Wundinfektionen tief in das Gelenk eindringen und sich zu einer folgenschweren und kostenintensiven periprothetischen Infektion entwickeln.
Durch die präoperative Patientendekontamination vor Knieoperationen könnten in den USA jährlich Einsparungen zwischen $ 0,8 und 2,3 Mrd.5 erzielt werden. Frühzeitige Präventivmaßnahmen werden daher dringend empfohlen.6
Offiziellen Schätzungen zufolge sterben in Österreich jedes Jahr 5.000 Menschen an „Krankenhauskeimen“. Wundinfektionen nach Operationen zählen dabei zu den häufigsten im Spital erworbenen Infektionen. Bisher konnten diese Komplikationen meist gut behandelt werden, aber die zunehmende Antibiotika-Resistenz der Erreger macht eine wirksame Therapie immer schwieriger.
[1] BVMed, Hintergrundinformationen Postoperative Wundinfektionen,
http://www.krankenhausinfektionen.info/ki-de/kikrankenhaus-infektionen/post-operative-wundinfektionen
[2] Mistry J.B. et al., 2017: Decreasing the Incidence of Surgical-Site Infections after Total Joint Arthroplasty.
[3] Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ), 2017: Modul OP-KISS. Referenzdaten. Berechnungszeitraum: Januar 2012 bis Dezember 2016.
[4] Kapadia B.H. et al., 2014: The economic impact of periprothetic infections following total knee arthroplasty at a specialized tertiary-care center.
[5] Kapadia B.H. et al., 2013: Economic evaluation of chlorhexidine cloths on healthcare costs due to surgical site infections following total knee arthroplasty.
[6] Kurtz S.M. et al., 2012: Economic burden of periprosthetic joint infection in the United States.