08.05.2020
Coronaviren bilden eine große Familie von Viren, die bekanntermaßen Krankheiten auslösen, die von Erkältungen bis hin zu schwereren Erkrankungen reichen, wie z. B. dem Middle East Respiratory Syndrome (MERS) und dem Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS).
Nach derzeitigem Verständnis des Übertragungsmechanismus von COVID-19 erfolgt die Ansteckung hauptsächlich durch engen Kontakt über Tropfen (die Übertragung durch Aerosole muss noch genauer untersucht werden). Verständlicherweise ist Händehygiene das direkteste Mittel zur Prävention einer Infektion, doch sind die Hände nicht die einzige Infektionsquelle. Viren können in der Umgebung längere Zeit auf Oberflächen überleben. Auf Grundlage unserer Kenntnisse über andere hochgradig übertragbare Atemwegserkrankungen, wie z. B. Grippe, erscheint es plausibel, dass eine Übertragung durch Personen erfolgt, die kontaminierte Oberflächen berühren (1). Dieser Übertragungsweg (über kontaminierte Oberflächen) wurde nun von der WHO formell als einer der Übertragungswege für COVID-19 anerkannt (2).
Im Allgemeinen können Coronaviren auf Oberflächen für Zeiträume von 2 Stunden bis zu 9 Tagen nachgewiesen werden (3). Eine Studie, die sich genauer mit SARS-CoV-2 (dem Virus, das COVID-19 verursacht) beschäftigte, hat ergeben, dass das Virus auf festen Oberflächen wie Edelstahl (72 Stunden) und Kunststoff (48 Stunden) länger überlebt und infektiös bleibt als auf saugfähigem Material wie Karton (24 Stunden) (4).
Ja. Das direkte Umfeld der erkrankten Patienten (z. B. Intensivstation) ist stark mit dem SARS-CoV-2-Virus kontaminiert (5). Bei Vergleich mit nicht gereinigten kontaminierten Stationen konnte gezeigt werden, dass das SARS-CoV-2-Virus durch eine regelmäßige Reinigung des Umfeldes wirksam entfernt wird (6). Daher wird die Reinigung und Desinfektion von Oberflächen als Teil einer umfassenden Strategie (zu der auch gute Händehygiene gehört) betrachtet, um die Übertragung von COVID-19 zu unterbinden.
In Krankenhäusern müssen Oberflächen mit hoher Berührungsfrequenz, wie z. B. Türgriffe, Bettgitter, Beistelltische, Fußböden, und die unmittelbare Umgebung des Patienten einschließlich der Fußböden gründlich desinfiziert werden(7).
Außerhalb von Krankenhausbereichen sind dies ebenfalls Oberflächen mit hoher Berührungsfrequenz wie Türgriffe, Lichtschalter und Geräte, die von mehreren Nutzern geteilt werden, wie z. B. Computer und Telefone.
Gemäß den Richtlinien der US-Gesundheitsbehörde CDC (8) sollten feste, nicht poröse Oberflächen vor der Desinfektion mit Wasser und Seife bzw. Reinigungsmittel gereinigt werden. Chemische Desinfektionsmittel, die Wirkstoffe wie Alkohol und quartäre Ammoniumverbindungen enthalten, wirken gegen SARS-CoV-2. Beachten Sie bitte die folgenden Anweisungen zu häufig verwendeten Produkten zur Oberflächendesinfektion, z. B. gebrauchsfertig imprägnierten Wischtüchern:
Nein. Es klingt so einfach: Die Oberfläche abwischen und die betreffenden Krankheitserreger mechanisch entfernen und abtöten – dazu gehört jedoch mehr als man denkt. Bei der Auswahl/Entscheidung, welches die richtigen Wischtücher für die Oberflächendesinfektion in dieser Pandemie sind, gibt es einige wichtige Überlegungen, wie z. B. zur Art der Desinfektionsmittel, Viruzidie-Prüfungen und Wischtuchmaterialien.
Ja. Die antimikrobiellen oder antiviralen Eigenschaften der Wischtücher hängen stark davon ab, ob das Desinfektionsmittel bzw. die Chemikalien in der Lage sind, die betreffenden Krankheitserreger abzutöten. Für SARS-CoV-2 bleiben alkoholbasierte Desinfektionsmittel die (vom RKI) empfohlenen Mittel der Wahl, aber auch andere Chemikalien (z. B. auf Basis quartärer Ammoniumverbindungen) sind wirksam. Deren Wirksamkeit ergibt sich aus der Viruzidie-Prüfung, mit der die Desinfektionsmittel getestet werden.
So hängt z. B. bei SARS-CoV-2 der Nachweis der Wirksamkeit des Desinfektionsmittels gegen das Virus vom Test ab, den der Hersteller durchführt. Bei einem der anerkannten Tests gemäß der Europäischen Norm EN 14476 (mikrobiologischer Test gegen Viren) bedeutet ein positives Testergebnis, dass die Lösung in den Tüchern/Geweben gegen behüllte Viren, wie z. B. Coronaviren, wirksam ist.
Ja. Das Material der Wischtücher ist der Schlüssel zu einer wirksamen Desinfektion. Das Tuch muss die richtige Materialzusammensetzung aufweisen, um die richtige Flüssigkeitsmenge aufnehmen und später auf die Oberfläche übertragen zu können, um so eine antimikrobielle Wirkung zu erzielen. Es muss vor allem auch in der Lage sein, die Krankheitserreger aufzunehmen, ohne sie über den bereits gereinigten Bereich zu verteilen. Diese Prüfung nach EN 16615 (Wischtücher als Ganzes betrachtet; Wischtücher + Desinfektionsmittel) bildet das höchste Prüfniveau für antimikrobielle Wischtücher, das vom Europäischen Normenausschuss anerkannt ist.
Bei Wischtüchern darf man nicht davon ausgehen, dass sie alle gemäß EN 16615 zertifiziert sind. Sehr oft haben die Wischtücher eine Zertifizierung gemäß EN 14476, jedoch nicht nach EN 16615 – daher stellt sich auch die Frage, ob sie wirklich so wirken, wie sie sollten.
Möglich, aber das Risiko ist gering. Da SARS-CoV-2 auf Oberflächen längere Zeit überleben kann, besteht ein gewisses Risiko, sich mit Virus anzustecken, die sich z. B. auf einem Paket befinden. Man weiß jedoch noch nicht genau, wie viele Viren von einer kontaminierten Oberfläche auf die Hände und von den Händen ins Gesicht übertragen werden können. Unbekannt ist auch, wie viele Viruspartikel tatsächlich nötig sind, um eine Infektion beim Menschen auszulösen. Dennoch ist die beste Vorgehensweise zur Verhinderung einer Ansteckung die Reinigung des Kartons (falls durchführbar). Die beste Vorbeugungsmaßnahme ist das Waschen/Desinfizieren der Hände nach dem Umgang mit verdächtigen Warenlieferungen.
Es gibt keine Belege dafür, dass SARS-CoV-2 auf Münzen, Geldscheinen und Kreditkarten lebensfähig bleibt. Diese Dinge gehen durch verschiedene Hände und können mit vielen anderen Mikroben einschließlich Bakterien in Berührung kommen. Es wird daher empfohlen, mit Seife und Wasser oder alkoholbasierten Händedesinfektionsmitteln für eine gute Handhygiene zu sorgen und darauf zu achten, nach dem Umgang mit Münzen, Geldscheinen und Kreditkarten nicht das Gesicht zu berühren.